Bad Schönborn bleibt bunt

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Viele hundert Menschen folgten dem Aufruf

Achtunddreißig verschiedene Organisationen hatten zur Teilnahme an der Demo „Bad Schönborn bliebt bunt!“ aufgerufen. Parteien, Kirchengemeinden, Firmen, Vereine –sehr viele hatten dazu aufgerufen, an der Demo am Samstagnachmittag teilzunehmen. Und viele sind der Einladung gefolgt. Die Initiatoren hatten mit 150 Menschen gerechnet und am Ende waren es viel mehr, als erwartet worden waren: ob es über 500 oder gar über 700 Menschen waren – so genau hat das wohl keiner gezählt. Auf jeden Fall waren viel mehr gekommen und eine breite „Große Koalition der Anständigen“ in Bad Schönborn füllte den Marktplatz und die angrenzenden Straßen ziemlich gut aus. Auch die FeG Bad Schönborn hatte neben anderen Kirchen und Gemeinden dazu aufgerufen, an der Veranstaltung teilzunehmen – und so traf man in der Menge viele bekannte Gesichter, die man sonst im Gottesdienst sieht, aber auch viele bekannte Gesichter von Nachbarn, Freunden, Bekannten – und natürlich auch viele unbekannte Gesichter. Das Motto der Veranstaltung stimmt: Bad Schönborn ist tatsächlich bunt und vielfältig. Menschen aus über 100 Nationen wohnen hier in der Gemeinde, und man mag sich gar nicht vorstellen, wie viel von der Buntheit verloren ginge, wenn die bösen in Potsdam ausgeheckten Fantasien der „Umvolkung“ bei uns Wirklichkeit würden und alle Ausländer und Menschen mit Migrationsgeschichte das Land verlassen müssten: Kein Krankenhaus, kein Restaurant, keine Firma, keine Schule und kein Geschäft wäre arbeitsfähig ohne diese Menschen. Kai Lohse, Bundesanwalt am Bundesgerichtshof in Karlsruhe, weist in seiner Rede darauf hin: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Wie gut, das in ganz Deutschland – West wie Ost, Nord wie Süde – Menschen auf die Straße gehen und dagegen protestieren, die Würde von Menschen von äußeren Bedingungen abhängig zu machen. Das stimmt, denke ich, Wir sind Gottes Ebenbild – egal, wo wir herkommen, was wir gelernt haben, was uns wichtig ist, was wir glauben und wen wir lieben. Auch die Menschen, die versuchen, die Menschenwürde anderer mit Füßen zu treten, stehen unter dem besonderen Schutz des Grundgesetzes. Auch sie haben ein menschliches Antlitz, das die Schönheit Gottes wiederspiegelt.

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Rote Karte gegen Rassismus

Als zweites weist Kai Lohse darauf hin, dass schon in der Präambel des Grundgesetzes die Partnerschaft mit anderen festgeschrieben ist. Wer alleine „sein Ding“ machen will, wer andere als Feinde und Gegner sieht, die mit der gebotenen Feindseligkeit bekämpft werden müssen, steht nicht auf dem Boden des Grundgesetzes. Paulus schreibt einmal den streiterprobten Christen in Rom: „So viel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden.“ Und Jesus selbst, der Versöhner und Friedensbringer, sagt in der Bergpredigt: „Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Wie schön, das einmal so klar zu hören – aus der Bibel und von einem Bundesanwalt. Und noch einen dritten Punkt macht Kai Lohse: Wir leben in einem Rechtsstaat. Hier wird Recht gesprochen von unabhängigen Gerichten und hier hält sich auch der Staat an Regeln und Gesetze. Wer den Rechtstaat untergräbt, der will einen Polizeistaat oder eine Diktatur. Und gibt es nicht Beispiele genug in Ungarn, in Polen, in den USA, die uns zeigen, wie schnell der Rechtsstaat in einen Unrechtsstaat verwandelt wird? Wie gut, wenn die Kirchen zusammen mit anderen dabei mitwirken, diesen Rechtsstaat zu fördern und zu erhalten. Dabei ist das Gebet für diejenigen, die Verantwortung tragen in Politik, Bildung, Kultur und Gesellschaft sicher etwas, was in den Kirchen eingeübt werden kann und soll und was uns von den unsäglichen Kulturkämpfen bewahren kann, die landauf landab Misstrauen säen und Feindseligkeit befördern.

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Wir bleiben bunt!

Es war gut, gemeinsam mit vielen anderen Menschen auf dem Marktplatz im wahrsten Sinn des Wortes „zusammen zu stehen“, um gegen den braunen Ungeist Position zu beziehen. Bürgermeister Huge bringt es zum Abschluss der Veranstaltung auf den Punkt: „Das ist ein sehr guter Tag für die Ortsgeschichte und ein sehr guter Tag für die Demokratie!“ Dank an die Organisatoren und Dank an alle, die dabei gewesen sind. Das war wirklich eine notwendige und gute Demo.