In Gottes Namen…

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Ein Gott mit vielen Namen

„Wissen Sie eigentlich, welche Bedeutung Ihr Name hat?“ Am Beginn des Gottesdienstes fragt Pastor Jens Deiß die Teilnehmer danach und bittet sie dann, mit dem Menschen, der neben ihnen sitzt, darüber ins Gespräch zu kommen. Der Gottesdienstsaal brummt vor lauter fröhlichen Gesprächen über den eigenen Namen und manche zücken ihr Handy, um direkt vor Ort ihren Namen zu googeln und die Bedeutung genau zu erfahren.

Ich merke, wie wichtig mein Name ist. Niemand kann mich ansprechen, wenn er meinen Namen nicht kennt. Nomens es omen – der Name ist ein Symbol, ein Zeichen. Er sagt etwas aus über mich oder zumindest darüber, was sich meine Eltern gedacht haben, als sie mir den Namen gegeben haben, den ich habe.

Aber welchen Namen hat Gott? Mit dieser Frage beginnt eine neue Predigtreihe in der FeG Bad Schönborn: die Namen Gottes. Pastor Jens Deiß erzählt von vielen Namen, die Gott über die Jahrhunderte hin bekommen hat – und er predigt über die Stelle in der jüdischen Bibel, in der Gott selbst zum ersten Mal danach gefragt wird, wie denn sein Name sei – und er auf diese Frage eine spannende Antwort gibt.

Das jüdische Volk war in Ägypten zur Fronarbeit verdonnert. Die „Fleischtöpfe Ägyptens“ waren in Wirklichkeit die karge Nahrung, die es den Sklaven erlaubte, die schwere Arbeit mehr oder weniger schlecht und recht zu verrichten. Aber es wurden immer mehr Juden – und so ließ der Pharao alle erstgeborenen Jungen töten, um einer befürchteten „Überfremdung durch die Juden“ Herr zu werden. Um ihr Kind nicht dem sicheren Tod preiszugeben, setzt eine Mutter ihr neugeborenes Kind in einem Schilfkorb am Nil aus (Was für eine furchtbare Situation für die Mutter!) und die Königstochter findet das schreiende Baby, nimmt es zu sich und gibt ihm den Namen Moses. So wächst dieses Kind einer jüdischen Mutter am Hof des Pharaos auf. Als Erwachsener sieht er die Unterdrückung seiner Landleute und voller Zorn erschlägt er einen der Aufseher. Als Königssohn ausgebildet und aufgewachsen, wird er nun als Mörder verfolgt und muss fliehen. In der Wüste findet er eine Anstellung und eine Frau – und als alter Mann entdeckt er mitten in der Wüste einen Dornbusch, der zwar brennt – das ist in der Wüste nichts Besonderes – aber der nicht verbrennt! Das ist etwa sehr Besonders. Eine Stimme ruft ihn aus dem Dornbusch an und gibt ihm einen unmöglichen Auftrag: „Geh zum Pharao und sag ihm, er soll mein Volk ziehen lassen!“ Es entspinnt sich ein spannendes Gespräch, bei dem Moses sein Gegenüber fragt: „Wer bist du? Wie soll ich dich nennen, wenn mich meine jüdischen Landsleute fragen, in wessen Namen ich das tun soll, was du von mir verlangst?“

Die Antwort der Stimme ist vielsagend: „Ich bin für dich da!“ Das ist der Name, den Gott sich selbst gibt: JHWE oder Jahwe. Dieser Name ist eine Verheißung für ein versklavtes Volk! Der Name für das jüdische Volk lautet „Hebräer“ und es ist eine Bezeichnung für Sklaven. Mit seinem Namen sagt Gott einerseits, dass er für die Menschen da ist, dass er nicht ohne sie sein will, dass er für sie da ist und dass er möchte, dass Leben gelingt. Andererseits sagt er auch, dass er „für Sklaven“ da ist. „Ich habe euer Elend gesehen und die laute Klage über eure Antreiber habe ich gehört. Ich kenne euer Leid. Ich bin herabgestiegen, um euch der Hand der Ägypter zu entreißen und aus jenem Land hinaufzuführen in ein schönes, weites Land …“ Gott – so sagt es sein Name – ist einer, der die Unterdrückten sieht, der den Unterdrückern und Sklaventreibern in den Arm fällt und Freiheit für die Unterdrückten verspricht.

Gott steht mit seinem Namen ein dafür, dass Gerechtigkeit und Frieden sein Wunsch und Werk sind. Er bedeutet, dass jeder Mensch in einem weiten Land Platz haben und gut leben können soll. Wie furchtbar, dass aus den Unterdrückten später selbst Unterdrücker werden. Was wurde und wird nicht alles „in Gottes Namen“ gesagt und getan, um die Sache der Reichen und Mächtigen zu befördern auf Kosten der Armen und Unterdrückten. Und wie wenig das mit Gott zu tun hat, erkennen wir, wenn wir den Namen hören, den er selbst sich gegeben hat. Gott ist ein Gott der Armen, der Entrechteten, der Leidenden, derer, die auf der Verliererseite stehen und die Zeche zahlen, von denen die anderen ein gutes Leben führen. Gottes Name ist Programm – und was für eins! Dieses Programm hat Berechtigung und Gültigkeit in der antiken Zeit ebenso wie heute im 21. Jahrhundert.

Ich bin gespannt auf die nächsten Namen, die in dieser Predigtreihe noch als Gottes Namen vorgestellt werden. Der Anfang war jedenfalls spannend und inspirierend!

  (MV)