Angesehen

Zwei junge Mädchen sind im Gespräch miteinander. „Kennst du das auch?“, fragt eine die andere. „In vielen Situationen fühle ich mich nicht gesehen. Als ob ich unsichtbar bin!“ Die beiden kommen ins Gespräch miteinander, wie schnell es geschieht, nicht gesehen zu werden. Dieses Gespräch steht am Anfang des Gottesdienstes in der FeG.
Heidi Kellmereit beschreibt, wie es ist, wenn sich die Probleme als unlösbar erweisen und das Leben sich wie in einer Wüste anfühlt. Und jeder im Saal wird seine eigenen Situationen vor Augen haben, die sich nach „Wüste“ anfühlen und ausweglos erscheinen. Der Weg, den Hagar gewiesen wurde, war alles andere als einfach. Zurück in die Situation, der sie entflohen war? Aber auch: lieber das Leben von Mutter und Kind ermöglichen, als es in der Wüste zu verlieren. „Diese Geschichte weist auf das Neue Testament und auf Jesus hin.“, sagt sie. „Jesus ruft am Kreuz ‚Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?‘ Er, der selber Gott war und in dem Gott Mensch wurde, kennt die Wüste der Gottverlassenheit.“
Eine sehr berührende, ehrliche und inspirierende Predigt, die man als Podcast oder auf YouTube nachhören kann. Nach dem „Amen“, das die Predigt beschließt, setzen die beiden Mädchen ihr Gespräch fort: „Hast du das gehört? Echt krass, das mit Hagar!“ – „Ja, selbst, wenn ich mir unsichtbar vorkomme, ist Gott doch da uns sieht mich. Und dich auch!“
Wie schön, dass wir teilhaben durften an dem Gespräch zweier kluger junger Menschen. Wie schön, dass wir in der Predigt von einem schweren Lebensweg hören konnten, der doch von Gott in eine Richtung gewiesen wurde, die zwar nicht leicht war, die aber doch eine dem Leben dienenden Perspektive ermöglichte. Wie schön, dass der erste Name Gottes in der Bibel davon erzählt, dass er alle Menschen sieht – gerade auch die, die schnell übersehen werden und die sich für unscheinbar und unsichtbar halten. Und wie gut, zugesprochen zu bekommen, dass auch schwere Wege ein gutes Ziel und eine göttliche Perspektive haben können. Nicht „Alles wird gut!“ und kein „Happy End“, sondern die Zusage, dass Gott Wegbegleiter ist, der mich ansieht und um mich und meine Situation weiß.
(MV)